Plan AG im Südkurier, 30.9.2024
vonGutes tun und darüber sprechen: So hilft die Aktionsgemeinschaft Singen-Hegau Kindern in Not
Sagen Sie mal, Frau Auer, wie genau läuft eine Patenschaft ab? Die Leiterin der Aktionsgemeinschaft Singen-Hegau erklärt im Interview, mit welchen Aktionen sich die Gruppe einbringt und wie sich andere engagieren können.

Sie engagieren sich ehrenamtlich für Kinder in Not (von links): Rosita Auer, Sanja Kaltenbrunner, Silvia Guldner, Vera Zinsmayer-Keller, Anne-Katrin Krumnau und Meike Gmeinwieser; vorne: Susan Zagrodzki. |Bild: Alfred Auer
Frau Auer, Sie leiten für Plan International die Aktionsgemeinschaft Singen-Hegau. Welches Ziel verfolgen Sie und Ihre sechs Mitstreiterinnen?
Plan International ist eines der großen Kinderhilfswerke weltweit und das größte seiner Art in Deutschland. Unser Ziel als AG ist es, Plan in der Region durch Aktionen, Infostände und Veranstaltungen verschiedenster Art bekannter zu machen. Wir möchten Spenden sammeln und vor allem Menschen dazu motivieren, Patenschaften für Kinder zu übernehmen. Die Patenschaften sind uns insofern am wichtigsten, da sie meistens über viele Jahre bestehen. Viele Patinnen und Paten erzählen nichts über ihre Patenschaften. Ich möchte sie gerne ermutigen, Freunden und Verwandten davon zu erzählen, frei nach der Devise: Gutes tun und darüber sprechen. Kommunikation ist enorm wichtig, deshalb sind wir dankbar für Gelegenheiten, wie dieses Interview, bei dem wir die Möglichkeit haben, über unsere Arbeit zu berichten.
Das waren tatsächlich sehr viele, die ich hier gar nicht alle benennen kann. Zum fünften Mal haben wir in diesem Jahr den Weltkindermaltag der Firma Staedtler begleitet. Wir haben Kindergärten und Schulen zur Teilnahme gewinnen können und unter dem Motto „Wunderbarer Wald“ über 900 Bilder eingereicht. Staedtler spendet dafür in diesem Jahr den Betrag von 50.000 Euro für insgesamt über 100.000 Bilder, die weltweit eingereicht wurden. Die kreativsten Bilder werden auch mit Sachpreisen prämiert.
Das KinderhilfswerkDas Kinderhilfswerk Plan International wurde vor 87 Jahren gegründet und ist eine unabhängige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe, die mit einem Spendensiegel ausgezeichnet ist. Um das globale Ziel zu erreichen, ist Plan in 45 Ländern aktiv. Unterstützt wird Plan von Promis, Sportlern, Vereinen und Aktionsgruppen, wie die in Singen. Mit der Patenschaft wird nicht nur ein einzelnes Kind unterstützt, sondern ein Projekt, eine Familie und die Gemeinde. Eltern und Gemeindemitglieder werden dabei geschult, sodass die ganze Region profitiert. Informationen und Kontakt zur Aktionsgruppe Singen: singen.plan-aktionsgruppen.de oder unter der Telefonnummer 07738 5999 oder per E-Mail an rosita [dot] auer [at] t-online [dot] de
Dann waren wir im Juli zum dritten Mal in Radolfzell beim Aktionstag ‚Herz für Kinder‘. Dort nutzen wir die Gelegenheit, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, zu informieren, Flyer mitzugeben, während die Kinder an den verschiedenen Spielstationen teilnahmen. Weiterhin hatten wir in den vergangenen Jahren eine Präsentation über Kolumbien, die Teilnahme an der Landesgartenschau in Überlingen, einen Kinoabend in der Gems, eine Spendenradtour während Corona und eine besondere Erfahrung für mich war ein Live-Interview beim Radio! Eine ganz kurzfristige, unkomplizierte Aktion war im Juli die Nachfrage der Hohentwiel-Gewerbeschule, die Projekttage hatte und für einen guten Zweck spenden wollte. Dabei haben wir 200 Euro erhalten und 100 Euro gingen an den Tafelladen Singen.
Was muss man tun, wenn man eine Patenschaft eingeht?
Das ist wirklich ganz einfach: die kann man in kurzer Zeit direkt auf der Homepage von Plan International abschließen. Es gibt dort auch einen dreiminütigen Film, der alle wichtigen Fragen beantwortet. Die Patenschaft kostet 28 Euro im Monat und hilft nicht nur Ihrem Patenkind, sondern auch seiner Familie und der ganzen Projektregion. Als Pate können Sie Ihrem Patenkind Briefe und E-Mails mit Foto-Anhang schreiben und es sogar besuchen. Sie erhalten einmal im Jahr aktuelle Fotos inklusive Fortschrittsbericht über das Patenkind und das Projekt in der Region. Ihre Patenschaft kann übrigens jederzeit ohne Angaben von Gründen gekündigt werden.
Eine Patenschaft kann auch gemeinsam, beispielsweise mit der Familie, mit Freunden oder als Verein übernommen werden, um sie zu finanzieren. Ein tolles Beispiel dafür ist die Schulpatenschaft der Eichendorff-Realschule in Gottmadingen. Sie hat durch einen Bücherflohmarkt gleich für zwei Jahre die Kosten gedeckt. Auch die Frauengemeinschaft Arlen hat eine langjährige Patenschaft.
Manche Menschen sind skeptisch, ob ihre Spende ankommt. Wie viel Geld fällt an administrative Aufgaben?
Selbstverständlich sind zahlreiche Mitarbeitende bei so einem großen Kinderhilfswerk beschäftigt. In die Projektausgaben fließen aber knapp 85 Prozent der Einnahmen. Plan ist auf Transparenz, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit geprüft und hat das zertifizierte Spendensiegel des DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen). Der Jahresbericht ist jedem zugänglich und kann auf der Homepage eingesehen werden.
Manche Menschen möchten sich nicht dauerhaft mit einer Patenschaft verpflichten. Sicherlich kann man auch seinen Beitrag mit einer Einmal-Spende leisten, oder?
Ja klar! Die schönste Anfrage hatte ich diesbezüglich von einer Zahnarztpraxis. Die Spende belief sich auf 2000 Euro für ein Foto des Praxisteams bei der Übergabe des Spendenschecks, das sie auf Instagram posten wollten. Plan leistet unter anderem auch Nothilfe in Regionen, die Naturkatastrophen erlitten haben und hat zahlreiche langjährige Projekte zu finanzieren. Wer mit einem direkteren Bezug spenden möchte, kann sich für „Sinnvoll schenken“ entscheiden, wo beispielsweise Hühner oder Ziegen für Familien gekauft werden oder der Anbau von Gemüse gefördert wird. Das ist doch eine tolle Idee für Weihnachten, für eine gemeinsame Geschenkidee zugunsten einer Familie in den Projektländern.
Warum engagieren Sie und Ihre Kolleginnen sich für Plan?
Da spreche ich für alle, wenn ich sage, dass wir dankbar sind für unser gutes Leben, das wir hier haben. Wir haben einen gewissen Wohlstand, unsere Kinder können zur Schule gehen, eine Ausbildung machen oder studieren und haben die Möglichkeit, ihr Leben nach ihren Interessen und Begabungen zu gestalten. Mit unserem Engagement möchten wir dazu beitragen, dass Kinder in benachteiligten Regionen Chance und Hoffnung auf eine gute Zukunft haben. Ich darf eine Kollegin zitieren, Susan Zagrodzki, die sagt: „Jedes Mal, wenn ich einen Brief von meinem Patenkind bekomme, freue ich mich sehr und bin glücklich, dass ich vielleicht ein ganz kleines bisschen helfen kann, das Leben des Mädchens und das ihrer Gemeinschaft besser zu machen“.
Was würden Sie sich bezüglich Ihres Engagements wünschen?
Wir würden uns über weitere Unterstützende freuen, gerne auch junge Menschen, die sich mit Ideen und Kreativität in unsere Arbeitsgemeinschaft einbringen, um die Zielgruppe junger Familien besser zu erreichen. Ich möchte gerne die Menschen ermutigen, über eine Patenschaft nachzudenken und sie einladen, die Website von Plan und unserer AG zu besuchen.